Sophia Kuby ist studierte Philosophin und Mitglied der Gemeinschaft Emmanuel. Sie lebt in Wien, wo sie wichtige Aufgaben bei ADF International wahrnimmt, einer NGO, die eine christliche Perspektive in wichtige gesellschaftliche Fragen einbringt. Als Autorin von „Il comblera tes désirs“ (Emmanuel Editions, 2018) kehrt sie mit uns zu den Zusammenhängen zwischen Wunsch, Glück und Erwartung zurück.
Sophia Kuby schreibt in Ihrem Buch über Begehren und Glück. Sie schaut auf eine Realität, die im Herzen eines jeden Menschen allgegenwärtig ist: die Sehnsucht, über die jedoch wenig gesprochen wird. Wie kann Begehren mit Glück vereinbar sein?
Dank unserer Sehnsucht können wir uns auf den Weg zum Glück machen. Ohne Verlangen, ohne diese Anziehung zum Glück, wären wir völlig unempfänglich für Glück. Wir hätten einfach keine Lust auf Glück. Verlangen und Glück sind also nicht nur kompatibel, sondern das erste ist die Bedingung für das zweite. Ohne Verlangen wären wir zu einer sehr traurigen und farblosen Existenz verurteilt. Wir sind Wesen der Sehnsucht, die wir in allen Dimensionen unseres Lebens erfahren. Diesen immensen Motor gibt es in unserem Leben dank unserer conditio humana: Wir sind für das Glück gemacht! Wir sind geschaffen für die Erfüllung und Befriedigung unseres großen und tiefen Verlangens. Es ist ein unstillbarer Hunger, aber weit davon entfernt, ein Problem zu sein, zeigt er uns die tiefste Wahrheit über das, was wir sind: Wir sind für den Himmel gemacht, für die Ewigkeit in Gott, der genau diese Zukunft ist, die uns angeboten wird und in der alle unsere Wünsche erfüllt werden, in der unser Hunger endlich vollständig und dauerhaft gestillt wird. Die Sehnsucht hat also eine lebenswichtige Funktion in unserem Leben, gerade weil sie uns den Mangel spüren lässt, ohne den wir keinen Schwung im Leben hätten, keine Richtung, keine Dynamik.
Wie kann das Warten fruchtbar sein?
Die Erwartung, gut verstanden und gelebt, ist von Natur aus fruchtbar. Warten ist der Zustand, in dem wir die Zukunft bereits erahnen. Im Warten gibt es eine Bewegung, sie ist nicht statisch, sondern eine vorweggenommene Freude, eine Zentrierung unseres ganzen Seins auf das, worauf wir warten. Wir schmecken auf geheimnisvolle Weise schon das bevorstehende Ereignis, wenn es noch nicht eingetreten ist. In diesem Sinne ist das Warten immer fruchtbar, denn es lässt Bewusstsein, Freude und Bereitschaft in uns wachsen. Das Warten verwandelt uns und macht uns verfügbar, um zu empfangen, was kommen wird. Widerstehen wir der Versuchung, das Warten auf einen nur zu ertragenden Zustand zu reduzieren, der uns in Passivität verfallen ließe und uns unfähig machen würde, Akteure unseres Lebens zu bleiben. Im schlimmsten Fall würde uns das zu Opfern unseres eigenen Lebens machen, das eine ständige Bewegung des Wartens und der Erkenntnis ist. Das Schwierige am Leben in Erwartung ist oft die fehlende Kontrolle, die Ungewissheit, die Tatsache, wie entwaffnet vor der uns auferlegten Zeit zu stehen. Die Wartezeit kann lang sein. Aber anstatt in der Opferrolle zu schwelgen, kann es eine echte Chance sein, in die Tiefe zu gehen und die Freiheit – und Fruchtbarkeit – zu entdecken, die aus echter Zustimmung zu der Situation, in der wir leben, entsteht.
In Ihrem Buch schreibt sie: „Wir sollten keine Angst vor unseren immensen Wünschen haben“. Wie können wir sie auf Gott ausrichten, wie können wir unsere Wünsche verwandeln?
Il comblera tes désirs (Er wird Ihre Wünsche erfüllen)
In diesem Essay, in dem sich Zeugnis und Reflexion vermischen, macht uns die Autorin auf unseren immensen Durst nach Glück aufmerksam und lädt uns ein, unsere Sicht auf unsere Unzulänglichkeiten und Wünsche zu ändern.
Sophia Kuby